In den kommenden Monaten läuft am Bamberger Lehrstuhl für Christliche Soziallehre ein Forschungsprojekt zur Internetethik an. Gestern ist offenbar mein Antrag auf Förderung durch die Universität Bamberg positiv beschieden worden. Das bedeutet: Es gibt Geld für die Anstellung einer studentischen Hilfskraft für 6 Monate. Der kleine Umfang des Projektes bedeutet natürlich, dass wir nur erste Spuren legen können und sich die Arbeit dann eher als Vorbereitung für ein größeres Projekt eignet.
Worum geht es?
Wikis, Weblogs und Internet-Plattformen wie Xing, StudiVZ, MySpace sind „social software“ in dem Sinne, dass sie „auf ganz eigene Weise öffentliche (weil potenziell netzweit verfügbare) und interpersonale Kommunikation in sozialen Netzwerken unterschiedlicher Reichweite“
„Web2.0 is about glocalization, it is about making global information available to local social contexts and giving people the flexibility to find, organize, share and create information in a locally meaningful fashion that is globally accessible. […] Web2.0 is a structural shift in information flow. […] it is about a constantly shifting, multi-directional complex flow of information with the information evolving as it flows. It is about new network structures that emerge out of global and local structures.“
Boyd, Danah (2005): Why Web2.0 Matters: Preparing for Glocalization. Online verfügbar unter http://www.zephoria.org/thoughts/archives/ 2005/09/05/why_web20_matte.html).
Durch diese neuen Netzwerkstrukturen gerät das Verhältnis von partikulären Wertvorstellungen bzw. Entwürfen des guten Lebens und universellen, allgemeingültigen Überzeugungen und Handlungsempfehlungen in ein neues Verhältnis
Die Weblogs ihrerseits zeigen, dass durch gemeinsame Schemata, gemeinsame Plattformen und Konventionen und eine starke Selbstreferentialität durch dauernde Bezugnahme auf andere Weblogs so etwas wie ein Sozialraum entsteht. Das Projekt Wikipedia ist im Sinne von Jimmy Wales, des Gründers der Internet-Enzyklopädie, ein sozialethisches Projekt, das eine offene Gesellschaft, eine “global healthy community”, befördern kann. Wikipedia ist damit ein weltweites gemeinsames Aufklärungsprojekt, an dem alle mitarbeiten können und das seinen Wert erst in der gemeinsamen Arbeit herausbildet
Fragestellung und Ziele
Wegen der aktuellen Bedeutsamkeit dieser Entwicklungen sollen Möglichkeiten der sozialethischen und sozialphilosophischen Beschäftigung mit diesem Phänomen gefunden werden. „Social Software“ soll als Gegenstand von Sozialethik rekonstruiert werden. Damit soll es möglich sein, die rasant zunehmende Forschungsliteratur aus den Bereichen Soziologie und Kommunikationswissenschaften in sozialethischer Perspektive zu beleuchten; dies nicht zuletzt mit dem Ziel, der notwendigen empirischen, darstellenden Untersuchungsmethode eine ebenso notwendige normative Reflexion zur Seite zu stellen, die Beteiligungs- und Gerechtigkeitsfragen und andere normative Politikvorstellungen wissenschaftlich verantwortet in die Diskussion einbringt.
Der sozialethische Ansatz mag für die Weblog- und Social Software-Forschung ein wenig ungewohnt sein. Ich bin selber sehr gespannt, welche Möglichkeiten sich hier ergeben und hoffe, dass es zu einem Austausch über die Ergebnisse kommt. Wer Ideen, Fragen und Anregungen hat: Bitte gerne.
7 comments
Super, Glückwunsch zur Förderung – sehr spannendes Thema. Zum Thema „Web 2.0 und Ethik“ haben wir auch Einreichungen bei unserem Workshop „Das Neue Netz“ im September (www.dasneuenetz.de) – wir sollten mal zu Mittag essen… 🙂
…damit kommst Du natürlich meinem Anschlag zuvor… Melde mich.
Bin dann noch mehr gespannt auf die Tagung. Ein Programm gibt es wohl noch nicht, oder?
[…] von sozialen Verhältnissen, Institutionen und Organisationen zur Debatte steht (wie etwa bei einer Sozialethik des Web 2.0), dann besteht auch hier die Anforderung, normative Vorstellungen und die damit arbeitende […]
[…] Dieser Artikel steht im Zusammenhang mit dem Forschungsprojekt “Social Software and Social Ethics“, das am Lehrstuhl Christliche Soziallehre und Allgemeine Religionssoziologie an der Uni […]
[…] Dieser Artikel steht im Zusammenhang mit dem Forschungsprojekt “Social Software and Social Ethics“, das am Lehrstuhl Christliche Soziallehre und Allgemeine Religionssoziologie an der Uni […]
[…] junge Leute, sehr offen und gesprächig. Über die inhaltlichen Anregungen für mein Projekt “Sozialethik und Web 2.0” muss ich mir noch Gedanken machen. Interessant erscheinen mir in einem ersten kurzen […]
[…] Dieser Artikel steht im Zusammenhang mit dem Forschungsprojekt “Social Software and Social Ethics“, das am Lehrstuhl Christliche Soziallehre und Allgemeine Religionssoziologie an der Uni […]