Websites für Wissenschaffende

Jeldrik und Steffi, freundschaftlich und kollegial mit mir über „Medienethik“ verbunden, haben schon vor einer kleinen Weile das Projekt Webseiten für Wissenschaffende gestartet. Die beiden Designer, Wissenschaftler und Medienarbeiter (www.sýn.de) gehen davon aus, dass nur die wenigsten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Zeit und das Know How haben, um sich eine eigene Webpräsenz zu basteln. Dies allerdings wird auch für Wissenschaffende immer wichtiger: Wissenschaftskommunikation beschränkt sich heute nicht mehr nur auf die traditionell wissenschaftlichen Publikationsformen. Bei „Webseiten für Wissenschaffende“ bekommen sie ein anpassbares Komplettpaket, das sich über ein schlankes CMS (über den Webbrowser; im Hintergrund arbeitet Typo3) offenbar ganz einfach von den Wissenschaftlern selbst pflegen und aktualisieren läßt.

So richtig Web 2.0 ist das zwar (noch?) nicht; beispielsweise sucht man RSS-Feeds, Kommentar- und Trackback-Funktionen etc. vergeblich (jedenfalls habe ich nichts derartiges gefunden; RSS ist aber ohne große Probleme über Typo3 möglich). Aber wenn man sich die Websites von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern so ansieht, dann würde den meisten das Produkt „Webseiten für Wissenschaffende“ auf jeden Fall gut tun. Zielgruppe ist daher wohl auch eher die Gruppe von jüngeren und älteren Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen, denen sich der Sinn und der Vorteil wissenschaftlicher Weblogs (vgl. dafür die Übersicht im Wissenschaftscafé) nicht so recht erschließt.

Ullmann-Margalit über „jewish democracy“

Heute konnte ich bei einer Veranstaltung des Zentrums für Interreligiöse Studien (ZIS) der Universität Bamberg Frau Prof. Dr. Edna Ullmann-Margalit kennen lernen. Sie ist Direktorin des
Centers for the Study of Rationality an der Hebrew University of Jerusalem.

Eigentlich beschäftigt sich die Philosophin unter anderem mit Fragen der NormentstehungVgl. den Klassiker: Ullmann-Margalit, Edna (1977): The emergence of norms. Oxford: Clarendon Press (Clarendon library of logic and philosophy). und der Philosophie der ArchäologieUllmann-Margalit, Edna (2006): Out of the cave. Aphilosophical inquiry into the Dead Sea scrolls research. Cambridge Mass.: Harvard University Press. Im ZIS hat sie heute aber über die politische und gesellschaftliche Situation in Israel gesprochen. Ihre klare und sehr informative Analyse war beeindruckend.

Besonders spannend fand ich Ihre Skizze der „jewish democracy“. Das Verhältnis von Religion und Demokratie in Israel scheint sehr eng zu sein, unterscheidet sich aber stark von z.B. europäischen Varianten. Sie deutete an, dass in den letzten Jahren das „Jüdische“ (sie gebrauchte den Ausdruck als Chiffre für ein Set von vor allem religiösen Identitätsmerkmalen) verstärkt ein Thema sei und sich dadurch die Rede vom „Hebräischen“ abgeschwächt habe. Wie dieser spezifische Zusammenhang von Religion und Demokratie dann allerdings in der politischen Philosophie gedacht werden kann, wurde nicht thematisiert.

Das nervt: GMX Promail kündigen

Mein GMX ProMail Account verschaffte mir in der Vergangenheit vor allem einen zuverlässigen IMAP-Account für private Emails und 50 Frei-SMS pro Monat (für monatl. 2,99 EUR). Seit Google Email neu erfunden hat und per IMAP erreichbar ist, brauchte ich eine solche Dienstleistung nicht mehr und wollte kündigen.

Bis ich zu dem entsprechenden Knopf bei GMX gelangt bin, hat es schon eine Weile gedauert, dann wollte die Firma auch noch ein Fax zur Kündigung und hat mir, was mich am meisten nervt, bisher 3 Emails ins Postfach gespamt, dass mir ja bald alle Vorteile des ProMail-Accounts verloren gehen (hinzu kommen noch Bestätigung des Tarifwechsels auf den normalen Account und die Eingangsbestätigung des Faxes).

Das hat mich alles in allem bestimmt45 Minuten wertvolle Lebenszeit gekostet… und mich so geärgert, dass ich dieses Posting hier schreiben musste, was nochmal 5 Minuten gedauert hat. Eine einfache Bestätigungsmail der Kündigung mit einer Einladung, vielleicht doch dabei zu bleiben, hätte es doch auch getan.

Madita, Hannes und Luca im TV

Noch gar nichts gehört hatte ich von „Fränkischer Tag TV„. Unter dem Titel „Aktuelles aus dem Newsroom“ werden hier die heißen Storys aus der Bamberger Region vermeldet. Das ist ganz gut produziert und lohnt sich vielleicht für diejenigen, die Bamberg verlassen mussten. Leider haben die einzelnen Sendungen keinen eigenen festen Link und es gibt weder Kommentar- noch Trackback-Funktionen.

Warum ich gerade jetzt darauf gestoßen bin? In der Sendung vom 17.01.2008 (hier klicken, dann in der Liste das Datum suchen) ist meine Tochter im Beitrag über das „Muetterzentrum Kaenguruh“ zu sehen (2:45-5:53, spannend wird es bei 3:13).

Ansonsten: Sehr ansprechend trägt Isabelle Epplé die Nachrichten vor – nur der letzte Beitrag über die Gefahren, sich mit „Leukämie zu infizieren“, wirkt auf mich doch arg „bemüht“.

Wurstreportage – Eichsfelder Mettwurst in der „Zeit“

Eichsfelder KälberblaseDie Eichsfelder Kälberblase ist so ziemlich das beste, was man als Nahrung überhaupt auf den Tisch bekommen kann. Ich sage das aus jahrelanger Erfahrung. Diese Eichsfelder Wurst ist die beste Mettwurst der Welt. Eine sehr gelungene Reportage gibt es dazu in der Zeit (08.11.2007, Nr. 46) unter dem Titel „Perlen von den Säuen“. Ich darf zitieren:

Bei der Mettwurst ist alles eine Frage des Kalibers. [Der] […] 120er Feldkieker kann sogar zehn Monate hängen und brilliert dann immer noch mit einer zarten Textur: Erst weich und cremig im Biss mit leicht säuerlichen Aspekten im Hintergrund. Dann kommt die Attacke, ein warmer Erdgeschmack explodiert am Gaumen und mischt sich mit dem reinen Fleischaroma. Schließlich schmilzt der Biss, und alles fließt dahin. Diese verblüffende Fähigkeit verdankt sie, man muss der Wahrheit ins Auge sehen, ihrem Fettgehalt. Unter den Würsten ist der Feldkieker aus dem Eichsfeld das Rubensmodell. Diät ist woanders.

(Weltweit) Kaufen kann man die Wurst z.B. hier oder hier.

Quelle des Bildes: http://www.klingebiels-hof.de.

Ökonomie des neuen Netzes – wirtschaftsethische Perspektiven

Anfang Dezember 2007 findet in Münster eine spannende Tagung zum Thema „Internetökonomie und Ethik“ statt. Es geht um wirtschaftsethische und moralökonomische Perspektiven des (neuen) Internets. Dem Programm nach könnten sich interessante Anknüpfungspunkte zur vergangenen Tagung „das neue netz“ in Bamberg ergeben.

Titel der Vorträge sind

  • „Anything goes? Ethisch sensible Problemfelder in der digital vernetzten Wirtschaft“
  • „Demokratie, Zensur, Kontrolle des Internet“
  • „Der gläserne Mensch. RFID-Technik, Cookies etc. als Chance für die Wirtschaft und Gefahr für den Menschen?“
  • „Entstehung, Missbrauch und Erosion von Vertrauen bei elektronischer Kommunikation“
  • „Wettbewerb versus Kooperation. Veränderte normative Grundlagen und Bewertungen durch die Internetökonomie?“
  • „Digital divide (global und national)“

Ich darf bei der Tagung den Eröffnungsvortrag von Karsten Weber kommentieren.

Datum: Mittwoch. 05.12, 14:30 – Freitag. 07.12, 13:00
Tagungsort: Akademie Franz Hitze Haus, Münster,
Information und Anmeldung.

Neues Theme

Altes ThemeDas von mit ehemals benutzte WordPress-Theme „Pool“ ist mir ein wenig zu eng geworden. Angeregt durch Stephans Weblog habe ich mich für „Regulus von Ben @ Binary Moon“ entschieden und die CSS ein wenig angepasst. Nun ist mehr Platz. Weitere Anpassungsarbeiten werden sicherlich noch folgen.

Panel zu Popularisierung von Wissen (DGPuK2007)

Das letzte Panel der Tagung verspricht einige spannende Einblicke in das Problem der Popularisierung des Wissens. Zu den Beiträgen im Einzelnen (wieder als Liveblogging):

  • Susanne Kinnebrock stellt die Frage „(Politisches) Handlungsvermögen durch die Popularisierung von Wissen?“ Das Forschungsfeld ist interessanter Weise bennant mit „Politische Frauenzeitschriften im Kaiserreich und in der Weimarer Republik“. Sie beginnt mit einer Reflektion über den Wissensbegriff und erläutert, inwieweit schon um 1900 eine Wissensgesellschaft rekonstruiert werden kann. Sie sieht die besondere Bedeutung der Massenmedien in der Eröffnung des Zugangs zu Wissensressourcen (Popularisierung) in Zeiten prekärer sozialer Ungleichheit (These). Der Kontext dafür ist die Situation der Frauen am Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts und der These wird nachgegangen anhand einer Untersuchung politischer Frauenzeitschriften. Sie unterscheidet zwischen gängigen und Frauenzeitschriften-typischen Popularisierungsmaßnahmen (z.B. „Herstellung von Alltagsbezügen). Diese Differenzierung von Popularisierungsmaßnahmen verspricht laut Kinnebrock Erkenntnisse überd as Verhältnis von Medien, Öffentlichkeit und Aufklärung. [Als Kommentar füge ich hier an: endlich ein Beitrag, der die Frage nach sozialer Ungleichheit in der Wissensgesellschaft stellt. Popularisierung wird hier auch als Befreiungspotential gedeutet und belegt.]
  • Clemens Schwender und Dennis Mocigemba tragen über die Vermittlung des Nachhaltligkeitskriteriums im Fernsehen vor. Die Frage ist, ob man auch jungen Männern aus „bildungsfernen Schichten“ (die gerne Sendungen im Themenbereich „Toys for Boys“ schauen) dieses Kriterium vermitteln kann. Es geht also um „Ecotainment“. Sie haben dazu 8 Sendungen des Formats „Welt der Wunder“ untersucht und kodiert und mit der Veränderung der Sehbeteiligung korreliert („Nachhaltigkeit und Quote“).

Nachtrag: Diskussion und den dritten Vortrag konnte ich nicht mehr bloggen: das Netz war weg.

Panel zu Wikis und Weblogs (DGPuK2007)

Am zweiten Tag der DGPuK Jahrestagung besuche ich das Panel „Wikis und Weblogs“. Es ist so voll, dass die Leute hinten stehen müssen. Dass ich jetzt hier in meinem Weblog über Vorträge zu Weblogs schreibe, verweist ja schon auf selbstreferentielle Aspekte, die wahrscheinlich gleich angesprochen werden. Zu den Vorträgen:

  • Florian Meyer und Dennis Schoenenborn sprechen über „WikiWebs und die Organisation von Wissen“. Es geht los mit einer Einführung in das Wiki-Prinzip, damit alle auf dem gleichen Stand sind, bevor dann zu den Anwendungsbereichen in Organisationen übergeleitet wird. Die Forschungsfrage wird anhand der Unterscheidung von Wikis im öffentlichen und organisationalen Raum entwickelt. Da Organisationen auf Entscheidungen angewiesen sind, haben Wikis hier natürlich eine andere Anforderung an das in den Wikis erstellte und veröffentlichte Wissen. Eine Herausforderung für die Organisationen besteht darin, die Organisationsmitglieder auf das Wiki aufmerksam zu machen (Wiki als Organisationsleitmedium). Besondere organisationale Relevanz hat das wikieigene Spannungsfeld von Restriktion und Offenheit. Dennis Schoenenborn übernimmt dann und stellt wichtige neue Perspektiven der Organisationskommunikationsforschung vor. Eine wichtige Referenztheorie ist die Organisationstheorie von Niklas Luhmann (Organisation als Kommunikation von Entscheidungen). Folglich geht es bei Wikis in Organisationen um Entscheidungskommunikation. Mit den Wikis entsteht dann eine „Beobachtbarkeit des Entstehungsprozesses organisationalen Handelns“.

In der direkt anschließenden Diskussion geht es um die Einpassung von egalitär funktionierenden Wikis in hierarchisch strukturierten Wikis (Machtspekte), um die Bedeutung von Mitgliedsrollen und die Frage, ob das Luhmannsche Verständnis von Organisationen wirklich passt.

  • Jens Köster spricht über „Wikipedia: Informativ oder qualitativ bedenklich“? Informationen werden in ökonomischer Manier als Ressourcen begriffen. Als Schwierigkeit erweist sich, dass keine Qualitätskriterien für Lexikonartikel vorliegen, jedenfalls nicht in der wissenschaftlichen Literatur. Hier soll eine Untersuchung von journalistischen Qualitätskriterien weiteren Aufschluss geben. Das ergibt einige interessante Perspektiven auf die Erstellung von Wikipedia-Einträgen, die ja auch z.B. recherchiert, geprüft und redigiert werden. Folgende Qualitätskriterien werden vorgestellt: Objektivität, Verständlichkeit, Vollständigkeit und mediengerechte Themenaufbereitung (in Bezug auf die Möglichkeiten des Internets. Ergebnis der Untersuchung: Die Qualität der Einträge ist sehr heterogen. Gute Qualität erkennt er z.B. hinsichtlich Verständlichkeit, eher schlechte in der Dimension Quellenangaben.
  • Christoph Neuberger, Christian Nuernbergk und Melanie Rischke stellen Ergebnisse eines Forschungsprojektes zur Frage nach „Weblogs und Wikipedia als Quelle und Thema des Journalismus“ vor. Einführend werden die partizipativen Formate im Web 2.0 angerissen und dem Journalismus gegenübergestellt. Zur Debatte steht also die Beziehung zwischen partizipativen Formaten und dem Journalismus. Gibt es also integrative Tendenzen, ein komplementäres Verhältnis, Kooperationsverhältnisse oder eine Konkurrenz zwischen beiden Formaten. Christian Nuernbergk stellt zunächst die Methodik, die Anlage und die Dimensionen des Forschungsprojektes vor. Das Fazit: Es gibt viele Hinweise auf ein komplexes Beziehungsgeflecht zwischen Weblogs und Journalismus.

Im Austausch nach den beiden Beiträgen kommen methodische Fragen, die Problematik des Wikipediagebrauchs durch Journalisten, neue Anforderungen zur Herstellung von Öffentlichkeit durch Journalisten und die Qualitätskriterien von Wikipedia-Artikeln zur Sprache.

Ein interessantes Panel mit einer munteren und spannenden Diskussion.