Forum Sozialethik 2006

Das Programm zum Forum Sozialethik 2006 ist veröffentlicht. Thema der Tagung: „Mittendrin und nicht dabei?“ Beteiligung, Inklusion und Integration in modernen Gesellschaften. Hier der Einladungstext:

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freundinnen und Freunde
des Forums Sozialethik!

Das Verhältnis zwischen Individuum und Gesellschaft erscheint mehr denn je problematisch: Gesellschaftliche Bereiche wie Medien und Wirtschaft verselbständigen sich. Gesellschaft ist nicht mehr nur in ihren kulturellen und nationalen Grenzen zu denken, sondern als globalisierte Weltgesellschaft. Geteilte Vorstellungen über ein gutes Leben und Gerechtigkeit sind nicht erkennbar – dem Einzelnen bleibt die Lebensgestaltung völlig selbst überlassen.
Beteiligung, Inklusion und Integration sind Begriffe, die auf dieses schwierige Verhältnis zwischen Individuen und Gruppen bzw. Gesellschaft „reagieren“. Mit Verwendung der genannten Begriffe wird der Blick auf diejenigen gelenkt, die nicht beteiligt, inkludiert und integriert sind, z. B. Behinderte, Ausländer, Arbeitslose und Kinder. Vor allem Armut führt zum Ausschluss von sozialen Prozessen.
Die Verwendung der Kategorien Beteiligung, Inklusion und Integration nimmt in der Christlichen Sozialethik zwar zu, sie erfolgt aber eher uneinheitlich. Ziel der Tagung ist es, die Bedeutung dieser Begriffe sowohl in sozialethischer Perspektive als auch in Auseinandersetzung mit anderen wissenschaftlichen Disziplinen herauszuarbeiten. Welche Konzepte und welche ethischen Vorstellungen können mit Beteiligung, Inklusion und Integration verbunden werden und inwieweit eignen sich diese als normative Orientierungen für die moderne Gesellschaft?
Zu einer hoffentlich spannenden und kontroversen Debatte laden die KOMMENDE und das diesjährige Vorbereitungsteam aus München und Bamberg herzlich ein.

Anmelden kann man sich per Email (Kontaktinfos im Programm). Wir sehen uns in Dortmund?

Das Gute, das Gerechte und die Ethik

Vielleicht haben wir es zur Zeit mit einer Renaissance des Partikularen zu tun: Wertgeschätzt wird nicht mehr nur das, was alle unterschreiben können. Die verstärkte Hinwendung zum allgemein Religiösen könnte darauf hin weisen, dass auch in einer pluralen Gesellschaft modernen Zuschnitts nicht nur das Relevanz besitzt, was von allen geteilt wird, sondern auch das, was von einzelnen Gruppen vertreten wird (vgl. auch Habermas‘ These von der postsäkularen Gesellschaft). Natürlich ist die damit angedeutete Unterscheidung zwischen „partikulär – universal“ auch ein Problemgegenstand von Ethik, zumal von theologischer Ethik. Im Licht von „Ethik“ stellt sich diese Unterscheidung dann als „gut – gerecht“ dar: das Gerechte ist das Universalisierbare, das Gute ist das Partikulare. Nach der Lektüre von zwei Texten (s.u.), die diese Unterscheidung thematisieren, habe ich mal eine Liste von sehr unterschiedlichen Gegensatzpaaren erstellt, die in ethischer Perspektive jeweils links eine (mehr oder weniger direkte) Verbindung zum Guten und rechts eine (mehr oder weniger direkte) Verbindung zum Gerechten aufweisen:

GUT – GERECHT

partikulär – universal
teleologisch – deontologisch
Aristoteles – Kant
Streben – Sollen
private Sphäre – öffentliche Sphäre
Hermeneutik – Transzendentalphilosophie
Lebenswelt – Gesellschaft
Gemeinschaft – Gesellschaft
konkreter Andere – verallgemeinerter Andere
Intuition – Vernunft
Ethosethik – Vernunftethik
Theologie – Philosophie
Glaubensethik – autonome Moral
kommunitaristische Ethik – Diskursethik

Natürlich gibt es über jedes Paar eine Menge zu diskutieren. Zu Fragen wäre vor allem, ob man die beiden Seiten integrieren kann…

Literatur:

  • Heimbach-Steins, Marianne: Universalitätsanspruch und prophetischer Anspruch – Korrektive christlicher Ethik aus katholisch-theologischer Perspektive. In: Lob-Hüdepohl, Andreas (Hg.): Ethik im Konflikt der Überzeugungen. Freiburg Schweiz (Academic Press Fribourg) 2004 (= Studien zur theologischen Ethik), S. 95–118.
  • Münk, Hans J.: Theologische Ethik und Pluralismus. Theologische Sozialethik im Spannungsfeld der philisophisch-ethischen Diskussion einer Trennung von Gutem und Gerechtem. In: Münk, Hans J.; Durst, Michael (Hg.): Christliche Identität in pluraler Gesellschaft. Reflexionen zu einer Lebensfrage von Theologie und Kirche heute. Freiburg, Schweiz (Paulusverl.) 2005 (= Theologische Berichte), S. 190–256.

Literaturverwaltungsprogramme im Test

Mit den Überlegungen, die ich hier schon mal geäußert habe, bin ich immer noch nicht fertig. Dr. Joachim Eberhardt (Universitätsbib. Erlangen-Nürnberg) hat nun bei IASLonline Software zur Literaturverwaltung getestet. Geprüft wurden Literat 1.06, Lit-link 1.6, intranda Dr. 1.4, Liman 2.7 und Liman Pro 2.0, Bibliographix 5.1, Visual Composer 2.0 und Citavi 2.0 – einige sind mir hier das erste Mal begegnet. Fazit des umfangreichen Tests:

Citavi ist für mich das beste Programm im Test, Schwächen hat es kaum.

Leider wurden nicht Connotea, CiteULike und BibSonomy in den Test miteinbezogen (nur auf RefWorks als web-basierte Möglichkeit wird am Schluss kurz eingegangen).
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Visited Countries

Über einen Kommentar zu einem Foto von mir (und dem Profil des Kommentators) bei Flickr habe ich ein kleines Programm entdeckt, das auf einer Karte sichtbar macht, in welchem Land man schon mal gewesen ist. Ergebnis: Zu viele weiße Flecken:


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Call for Papers Forum Sozialethik

Am 15. Mai läuft der Call for Papers zum diesjährigen Forum Sozialethik ab. Da ich zum Vorbereitungsteam gehöre weiß ich, dass noch Platz im Programm ist. Thema: „Mittendrin und nicht dabei?“ Beteiligung, Inklusion und Integration in modernen Gesellschaften.

Und der Call formuliert dazu

Das Verhältnis zwischen Individuum und Gesellschaft erscheint mehr denn je problematisch: Gesellschaftliche Teilbereiche wie Medien, Wirtschaft oder Politik verselbständigen sich. Gesellschaft ist nicht mehr nur in ihren kulturellen, nationalen oder kontinentalen Grenzen zu denken, sondern zukünftig auch als globalisierte Weltgesellschaft. Ein kulturell gemeinsam geteiltes Wissen, konvergierende Vorstellungen über ein gutes Leben und ein Konsens über das Verständnis von Gerechtigkeit sind nicht erkennbar – dem Einzelnen bleibt die Lebensgestaltung völlig selbst überlassen.
Beteiligung, Inklusion und Integration sind Begriffe, die auf dieses immer schwierigere Verhältnis zwischen Individuen und Gruppen bzw. Gesellschaft „reagieren“. Mit Verwendung der genannten Begriffe wird der Blick auf diejenigen gelenkt, die in der sich verändernden Gesellschaft ganz oder teilweise nicht beteiligt, inkludiert und integriert sind, z. B. Behinderte, Ausländer, Langzeitarbeitslose, Alte, Frauen und Kinder. Vor allem Armut führt meist zum Ausschluss von sozialen Prozessen.
[…]
Die Verwendung der Kategorien Beteiligung, Inklusion und Integration nimmt in der Christlichen Sozialethik zwar zu, sie erfolgt derzeit aber eher uneinheitlich. Ziel des diesjährigen Forums Sozialethik ist es, die Bedeutung dieser Begriffe sowohl in sozialethischer Perspektive als auch in Auseinandersetzung mit anderen wissenschaftlichen Disziplinen, wie den Sozial- oder Wirtschaftswissenschaften, herauszuarbeiten. […]

Der Call ist hier veröffentlicht.

Literaturverwaltung im Web2.0

Erst jetzt fallen mir eine Reihe von Beiträgen vor allem via netbib (etwa hier) und über andere blogs (hier oder hier) auf, die sich in spezifischer Wiese mit Literaturverwaltung im Netz beschäftigen. Diese Angebote sind angesiedelt zwischen Literaturverwaltung und social bookmarking; z.B. Connotea, CiteULike, BibSonomy.

Die Thematik computerunterstützter Literturverwaltung und Wissensorganisation beschäftigt mich allgemein natürlich schon länger, etwa im Kontext von Lehrveranstaltungen zur Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten (hier eine kleine Liste). Jetzt steht aber für mich eine Entscheidung an, ob ich für unseren Lehrstuhl sechs Citavi-Lizenzen anschaffe (wir haben jahrelang mit LiteRat gearbeitet) oder ob es nicht bessere Möglichkeiten gibt, die aufgrund neuer Entwicklungen im Web (social software, tagging…) mehr bieten.

Vor allem interessiert mich der Austausch und die Bearbeitung von Literaturdaten innerhalb von Projektteams, die an verschiedenen Orten arbeiten (und das ohne großen Administrationsaufwand). Vielleicht ist auch eine Kombination von Connotea oder CiteULike oder BibSonomy mit Citavi sinnvoll? Immerhin kennt Citavi ja das BibTeX-Format, obwohl ich es bisher nicht geschafft habe, darüber Citavi-Daten etwa zu BibSonomy zu exportieren.

Später sicher dazu mehr…

Philosophische Weblogs

Ein Kollege wollte partout nicht einsehen, dass Weblogs irgendwie mehr sind als nervige private Verlautbarungen, die „sowieso keine Öffentlichkeit“ bekämen. Diese Meinung allein ist erstaunlich. Erstaunlich ist auch, dass im akademisch-wissenschaftlichen Bereich bestimmt 95% der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler noch nie etwas von Weblogs gehört haben oder mal in einem gelesen hätten. Nun ist mir via Website der Gesellschaft für Analytische Philosophie e.V. eine umfangreiche Liste von philosophischen Weblogs untergekommen, die meinen Kollegen vielleicht überzeugt und durch die ich mich mal kurz durchgeklickt habe:

Open Access und Bildungsforschung

Die Idee des Open Access („kostenlos und ohne Lizenzbeschränkungen“) wird sich hoffentlich immer mehr in Wissenschaft und Forschung durchsetzen. Ein interessantes Beispiel für wissenschaftliches Publizieren im Rahmen von Open Access ist bildungsforschung.org (entdeckt über hbxt.org):

„bildungsforschung ist eine offen zugängliche, von Expertinnen und Experten begutachtete Online-Zeitschrift mit dem Ziel, den interdisziplinären Austausch auf dem Gebiet der Bildungsforschung zu pflegen.

ISSN 1860-8213

Die aktuelle Ausgabe hat das Thema „Bildungsbiographien und Bildungsverläufe“ (hrsg. von Cathleen Grunert). Im Mai erscheint die Ausgabe „Bildung und Krieg“ (hrsg. von Elisabeth Zwick)

Bitte beachten Sie den aktuellen Call-for-Papers für die Winter-Ausgabe 2006 „Bildung Älterer“ (hrsg. von Bernhard Schmidt, unter „vorschau“).“ (Quelle: http://www.bildungsforschung.org/)

Interessant: Normative Bildungsforschung („Bildungsethik“, „Menschenrecht auf Bildung„) kommt explizit (noch?) nicht vor.