Im Rahmen eines Initiativseminars für Stipendiaten der Konrad Adenauer Stiftung zum Thema „Markt und Moral“ war ich eingeladen, eine christlich-sozialethische Sichtweise auf das Thema vorzustellen. Auch dabei: Ruprecht Polenz, Bundestagsabgeordneter der Stadt Münster (hier ein Bericht von seiner Website), Prof. Dr. Peter Kajüter vom Institut für Wirtschaftswissenschaften der Universität Münster sowie Dr. Siegfried Riediger von BASF-Coatings.
Bei solchen Podiumsdiskussionen empfiehlt sich eine prägnante Position und ich hatte mich entschieden, das christlich-sozialethische Potential einer ganz anderen Sichtweise ins Spiel zu bringen. Wirtschaftsethik aus christlicher Perspektive würde sich in dieser Sichtweise nicht an die Wirtschaft und ihre Sprache ausliefern, denn sonst wäre nur eine immanente Kritik möglich, die latent affirmativ bleibt. Statt dessen würde sie auf ihrer eigenen Sprache und ihrer eigenen Hoffnung bestehen und diese gegen die „Erzählung des Marktes“ ins Spiel bringen.
Mein Forderung nach einer christlich motivierten „zünftigen Kapitalismuskritik“ konnte die Stipendiaten der Konrad Adenauer Stiftung aber nicht so richtig von ihren Sitzen reißen 😉 – womit ich natürlich gerechnet hatte.
Natürlich bleiben wichtige methodische Überlegungen in diesem Statement unberücksichtigt, wie zum Beispiel die Notwendigkeit einer sachgerechten Wirtschaftsethik, die eine ökonomische Expertise braucht und insofern auch die ökonomische Sprache beherrschen muss. Aber wie gesagt: Das stand im Dienst einer prägnanten Position.
Bei der gelungenen Podiumsdiskussion hat Ruprecht Polenz das „christliche Menschenbild“ als Grundlage einer Wirtschaftsethik ins Spiel gebracht. Diese Formel, von christdemokratischen Politkerinnen und Politikern ja gerne verwendet, sollte dann begründen, warum man zwar von der Freiheit und Sozialität des Individuums ausgehen, aber auch deren Anfälligkeit für egoistisches Verhalten ins Kalkül ziehen muss. Herr Polenz hat das sehr behutsam ins Spiel gebracht, aber wie man mit dem christlichen Menschenbild argumentieren kann und wie nicht und was das überhaupt sein kann, ein „christliches Menschenbild“ – das wird als Frage übergangen. Aber die Beschäftigung genau mit diesen Fragen wäre für mich der Schlüssel, mit dem man „christliches Menschenbild“ und „Politik“ verknüpfen kann.
Mein Kurzstatement gibt es hier.